Tokio ist zerstört. Dämonen sind in die japanische Metropole eingefallen und haben die Apokalypse ausgelöst. Hinter den Kulissen tobt der Kampf zwischen den Engeln und den Dämonen immer noch. Zwischen den Fronten steht die Menschheit ohne ihres Wissens unter Beschuss. Hier kommst du ins Spiel: Du bist ein Schüler, der vom Zufall in diesen Krieg hineingezogen wird. Dabei verwandelst du dich unverhofft in einen mächtigen Dämon.
Vorerst schlägst du dich auf die Seite der Engel, wobei bald Zweifel heranwachsen. Denn während deiner Reise durch die Dämonenwelt triffst du neben mordlustigen Ungetümen ebenso auf friedliebende Monster. Welche Seite setzt sich also wirklich für die Menschheit und deine Freund*innen ein?
Wer ist Freund, wer ist Feind? Eine wirklich gute und böse Seite scheint es nicht zu geben.
©ATLUS ©SEGA
Mythen aus aller Welt treffen sich in Tokio zum Untergang der Menschheit
Die fast dreissigjährige Rollenspielsaga aus Japan geht in die nächste Runde. Für Shin Megami Tensei 5 sind dabei keine Vorkenntnisse von Nöten. Jeder Teil der Reihe steht für sich. Was alle aber gemein haben, ist der Schauplatz Tokio und der Fokus auf die Dämonen. Diese setzen sich aus den Märchen, Religionen und Mythen der Menschheitsgeschichte zusammen. So triffst du etwa auf den Sandmann, den griechischen Gott Apollon, Erzengel oder auch auf hinduistische Monster.
Das Design der Widersacher langt hierbei von süss bis hin zu furchteinflössend. Zu den Dämonen findest du ausserdem immer einen kleinen Text, welcher deren Ursprungsgeschichte oder Verhalten erzählt. Genau da bemerkt man die lange Entwicklungszeit von fünf Jahren, die das Spiel genossen hat: Die Detailverliebtheit ist bei jedem Dämon zu spüren.
Zu jedem Dämon gibt es Hintergrundinfos. In der Bildergalerie findest du noch mehr Dämonen. ©ATLUS ©SEGA
Mit Dämonenfreunden auf der Suche nach der richtigen Entscheidung
Für Atlus ist Shin Megami Tensei V ein neuer Meilenstein. Das Unternehmen hinter der jahrzehntealten Reihe hat damit nämlich zum ersten Mal in seiner Geschichte einen weltweit zeitgleichen Release geschafft. Bisher sind die Spiele des japanischen Publishers nur mit Verzögerung im Westen veröffentlicht worden. Atlus scheut ebenfalls bei der Werbung nicht und verspricht mit gewichtigen Sätzen ein einmaliges Abenteuer.
Erlebe eine tiefgründige Handlung, die dich vor folgenschwere Entscheidungen stellt.
(Beschreibung auf der Spieleverpackung von Shin Megami Tensei V)
Tatsächlich bewahrheitet sich das Versprechen. An vielen Punkten kommst du ins Grübeln, ob du auch für die richtige Sache kämpfst. Dieser Aspekt widerspiegelt sich sogar im Gameplay: Der Schwierigkeitsgrad und die eingeschränkten Speichermöglichkeiten zwingen dich dazu, dir genaue Gedanken darüber zu machen, wie du vorgehen möchtest und ob du wirklich diese Strasse hinter der nächsten dunklen Ecke erkunden solltest. Ein Tod zwingt dich nämlich dazu nochmals bei deinem letzten Save zu beginnen. Folglich können unter Umständen bis zu einer Stunde Spielzeit verloren gehen. Anfänglich frustet die altbackenwirkende Mechanik. Gleichzeitig verleiht sie jeder Entscheidung mehr Gewicht und macht die Kämpfe wichtiger, weil endgültiger.
Eine Pose, die auch du vielleicht beim Spielen einnehmen wirst. ©ATLUS ©SEGA
Auch Shin Megami Tensei V kommt nicht ohne sexualisierte Designs aus
Wie in den meisten anderen japanischen Rollenspielen trüben auch hier sexualisierte weibliche Charaktere das Spieleerlebnis. Wenigstens hält es sich noch im Rahmen, denn im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen, gibt es keine Totalausfälle. Besonders auffällig ist trotzdem, dass die weiblichen Figuren sehr viel öfter knappe und enge Kleidung tragen als die anderen. Hinzukommt, dass das Geschlecht des männlichen Protagonisten nicht auswählbar ist. Das hätte sich aber angeboten - Schliesslich hat Atlus dem Oberschüler ein ausgesprochen androgynes Design spendiert. Und bisher hat das Geschlecht des Protagonisten in meinen vierzig Stunden Spielzeit noch keine Rolle gespielt. Mehr dazu hörst du im Podcast.
Der Protagonist ist zwar benennbar, das Geschlecht bleibt jedoch bei männlich. ©ATLUS ©SEGA