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"Videospielmusik ist eine Sprache"

Manchmal reichen fünf Sekunden eines Videospiel-Soundtracks und schon rauschen unzählige Bilder über dein inneres Auge und lassen dich an ein Spiel erinnern, das du beinahe vergessen hast. Wie mächtig Videospielmusik sein kann, haben einzelne Artists schon längst entdeckt: Sie produzieren jeher nicht nur für Games sondern veröffentlichen ihre Musik mitunter als Album – ganz ohne Spiel.

Eine*r dieser Artists ist Promtastik. Mit seinem Debütalbum Anhelo legt er Chiptune mit klassicher-, aber auch traditionell spanischer & armenischer Musik zusammen.


Wie Videospielmusik funktioniert und wie sich das Musik-Machen für sich selbst im Gegensatz für ein Videospiel unterscheidet, hörst du im Podcast (mit Promtastik!)

Der Genre-Mix in Anhelo entstand nicht aus Zufall: Promtastik ist schon früh mit klassischen Kompositionen in Kontakt gekommen, die er mit der Violine und dann auch mit dem Piano gespielt hat. Dabei hat er ebenfalls Einflüsse aus der spanischen und armenischen Musik erlebt. Aufgewachsen ist Promtastik zwar in Spanien; gleichzeitig ist seine Familie erst kurz vor seiner Geburt aus Armenien ebendahin gezogen.

Nachdem er für einige Zeit vom Musizieren Abstand genommen hat, ist er über die Videospielmusik wieder in ihre Nähe gekommen. Vor etwa zwei Jahren begann er schliesslich Games-Musik zu komponieren und jetzt endlich fasst Anhelo diese ganze lange Geschichte innerhalb von sechs Stücken (und einem Bonustrack) zusammen.

Wie gut der Mix aus so vielen Genres funktioniert, liest du im Review.



alles wirbelt, alles wirbelt,
bis keine Zeit mehr herrscht

Promtastik lässt stürzen, dann schweben und dann kommt der grosse Regen: Sobald hinter den Klavierklängen feiner Bit-Sound hervorlugt wie ein scheues Tier und plötzlich selbstbewusst auf den Tönen des Schlagzeugs herumtanzt, kannst du nicht mehr länger weghören. Immer wieder überrascht Promtastik mit frischen Rhythmen und leiseren Abschnitten, bis prägnante Melodien und wilde Streicher den Platz um ein neues übernehmen. Und selbst wenn dies zur Spitze getrieben wird – wie etwa im Lied Impetus – fliesst Anhelo beständig weiter und scheint nie unterbrochen zu werden.

Ein Bestandteil des Kitts, der das Album zusammenhält, dürfte seine Verspieltheit sein. Jedes Mal, wenn ich in diesen Sound abtauche, überraschen mich die einzelnen Klänge aufs Neue. Es fühlt sich so an, als hätte Promtastik jedem kleinsten Teilchen Leben eigenhändig Leben eingehaucht. Wie Blätter im Wind wirbelt alles umher und zwar nicht weil es muss, sondern weil es möchte. Durch diesen feinen Unterschied wirken alle 27 Minuten in Anhelo leicht – auch das ruhigste unter ihnen (Oror).

Das bedeutet aber nicht, dass hier kein Tiefgang zu finden ist. Im Gegenteil schafft es das Album, während es spielt, mein Zeitempfinden gehörig durcheinanderzubringen: So erinnert mich der Titeltrack Anhelo zeitweise an den Soundtrack von Pokémon und Kingdom Hearts gleichzeitig, währenddessen meine Erinnerungen an die Spiele vermischt werden. Die Nostalgie hält jedoch nicht lange an, denn wegen den eingeflochtenen Genres, die nebst des Chiptunes den Sound des Albums beherrschen, höre ich so viel unbekannt Neues, dass Vergangenheit mit Gegenwart kollidiert. 

Das grossartige Debütalbum von Promtastik reisst dich mit wie ein glitzernder Wirbelsturm und wird dich so schnell nicht wieder loslassen.

Anhelo von Promtastik ist am 17. November 2022 bei INFLORESCE RECORDS erschienen.

Listen to the interview here!

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